Risse im Mauerwerk der Decke, eine Emailleschüssel mit Sprung und das Kammerflimmern in der Robotron Kantine


Soundeffekte: MuzA Production, pixabay.com


Ich weiß nicht, warum moderne Kunst oft so überhöht wird. Ein gutes Beispiel für meine Frage und auch und gerade für die „Ostrale 2023“ sind diese beiden Bilder. Ich kann nicht sagen, ob die Emailleschüssel Teil der Ausstellung ist, die dieses Jahr unter dem Titel „Kammerflimmern“ steht, oder ob sie einfach nur praktischen Nutzen hat, weil es in die Robotron-Kantine reinregnet. – Wer weiß…

Gelebte deutsche Bürokratie statt künstlerischem Freigeist

Nun hatte die Ausstellung bei mir keinen guten Start. Aber das lag einfach am Personal. Gleich 3 (in Worten drei) Mitarbeiter:innen saßen an der Kasse und denen war es nicht möglich, uns das 18-Uhr-Feierabendticket schon um 17:57 Uhr zu verkaufen. Eine vernünftige Erklärung dafür gab es nicht, nur flachwitzige Sprüche, dass ihre Uhren unterschiedliche Zeiten anzeigen.

Nun ja, wir haben nochmals kurz frische Luft geschnappt, nach Sechs den nächsten Versuch unternommen und diesmal tatsächlich Karten bekommen.

Neben den Tischen mit den Kassen stand die Person, die die Karten kontrollierte, und sie verweigerte uns den Zutritt. Wir hätten ja noch unsere Rucksäcke und die müssten erst im Keller verstaut werden. – Falls sich der geneigte Leser dieses kleinen, aber feinen Blogs jetzt fragt, ob wir diesen Hinweis schon bei unserem ersten Eintrittskartenkaufversuch bekommen haben: Nein.

Die Ausstellung muss man dann durch einen lichtlosen Raum betreten. Man tastet sich an einer Stange entlang. Das finde ich einfach eklig. Ich berühre schon im Bus nichts, weil ich nicht weiß, wie die Hygiene der anderen ist, und jetzt bin ich dazu gezwungen. Über EG.5 möchte ich gar nicht nachdenken. Es gab nach dem Dunkelraum auch kein Desinfektionsmittel.

Ich frage mich, was ein gefeierter Künstler mit eigenem Bereich in der Ostrale vertreten, zu dieser Zwangsmaßnahme sagt. Er will nämlich frei sein von äußeren Zwängen und verzichtet deshalb auf alles Fremdbestimmte, wie auch seinen Namen. Das wird gefeiert! Warum aber werde ich als Besucher erst wenig serviceorientiert empfangen und dann auch noch gegängelt? Das passt für mich nicht zusammen. Aber wahrscheinlich trete ich der Kunst und den Künstler:innen nicht mit der notwendigen Unterwerfungsbereitschaft gegenüber, die alles kritiklos aufnimmt, um sich dann in übereifrigen Analysen zu ergehen und den Werken zu huldigen. Wer weiß…

Noch ein paar Worte zur Ausstellung selbst. Warum sie den Untertitel „Kammerflimmern“ trägt, hat sich mir nicht erschlossen. Kein einziges Werk hat mich heute zum Nachdenken eingeladen. Mit wenigen Ausnahmen, wo ich die Idee pfiffig oder die Umsetzung spannend fand, wirkt die Sammlung uninspiriert und langweilig.

Zum 18-Uhr-Feierabendticket habe ich irgendwo gehört, dass das Zeitfenster von einer Stunde bis zum Ladenschluss, das sich daraus ergibt, sehr knapp ist. Wir konnten die Ostrale 2023 nur weniger als eine Dreiviertelstunde ertragen und ich werde mir jetzt eine berühmte Frage verkneifen.


Kommentare

C. R. • Samstag, 19. August 2023

Ist das Kunst oder kann das weg?
Hurz! 😘


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