Charlie Kirk und der Kulturkampf in den sozialen Medien

oder: Warum ich das Internet manchmal hasse

Bei einer Diskussionsveranstaltung auf dem Campus der Utah Valley University in Orem wurde am Mittwoch (10. September 2025) Charles James Kirk erschossen. Ich wusste bis dahin nicht, wer dieser Mann war, der kurz Charlie Kirk genannt wurde. Doch dann berichteten die Nachrichten intensiver und ich informierte mich.

„Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten.“

Bei einer Google-Suche stieß ich schnell auf ein Zitat von ihm: „Ich finde, das Recht auf Waffenbesitz ist es wert, ein paar Tote pro Jahr durch Waffengewalt in Kauf zu nehmen.“ Das ließ mich einen Tweet verfassen, in dem ich meinen ersten Eindruck mit einem Spruch aus dem Alten Testament zusammenfasste. In den USA passieren leider immer wieder zahlreiche Morde, was ich angesichts ihrer für mich irritierenden Einstellung zum Umgang mit Waffen fast schon für eine logische Konsequenz halte. Ich dachte, mit den aktuellen Nachrichten hätte sich die Berichterstattung erledigt. Doch ich hatte nicht mit dem folgenden Kulturkampf in den sozialen Medien gerechnet.

Sofort nach Bekanntwerden der Todesnachricht entbrannte auf den digitalen Plattformen eine Schlacht der Narrative. Die Unterstützer der politischen Rechten, zu denen auch Charlie Kirk gehörte, verklärten ihn umgehend zu einem Märtyrer. Er wurde nicht mehr nur als Aktivist betrachtet, sondern als gefallener Held, der sein Leben im Kampf für Meinungsfreiheit und konservative Werte gelassen hat. Seine kontroversen Äußerungen zu Themen wie dem Waffenrecht, der Rolle der Frau, der Black-Lives-Matter-Bewegung und der Gay-Community wurden dabei in den Hintergrund gedrängt, um stattdessen das Bild eines prinzipientreuen Mannes zu zeichnen, der mutig gegen eine feindselige „woke” Kultur ankämpfte. Die Erschießung wurde als tragisches Ergebnis einer zunehmend toxischen politischen Landschaft inszeniert, für die die Linke letztendlich verantwortlich sei. Kirks Tod diente ihnen als symbolisches Fanal, um die eigene Basis zu mobilisieren und die Narrative von Opfertum und Verfolgung zu verstärken.

Andererseits wurden Schmerz und Trauer oft mit Häme und kaum verhohlener Arroganz quittiert. Anstelle von Empathie wurde eine moralische Überlegenheit zur Schau gestellt, die Kirk nicht als Mensch, sondern als Verkörperung eines verhassten Systems sah. Die menschliche Tragödie verschwand hinter einer Wand aus Zynismus und politischen Abrechnungen.

Der Fall „Charlie Kirk“ ist ein Paradebeispiel für die negativen Aspekte der sozialen Medien: Spaltung und fehlender Respekt vor der Meinung anderer. 


Bildquelle: Wikimedia Commons, Gage Skidmore (CC BY-SA 2.0)