William Shakespeares Sommernachtstraum und das kopulierende Taubenpärchen

Während der Elfenkönig Oberon seinem Diener Puck den Auftrag gab, seine Gattin Titania, die Königin der Elfen, mit nur wenigen Tropfen eines besonderen Blütensafts liebestrunken zu machen, sodass sie sich in das erste Wesen verliebt, das sie nach dem Aufwachen sieht, landete im Innenhof des Japanischen Palais ein Taubenpaar und tat das, was alle Wesen auf diesem Planeten zu dieser Jahreszeit tun sollten. Sie paarten sich. Als der Täuberich kurz nach dem Akt fortflog, baute der Schauspieler, der den Hofnarr spielte, dies in seine Suche nach Lysander ein und meinte: „Nein, der ist es nicht.“

Diese Szene, die sich kein Regisseur ausdenken kann, war das i-Tüpfelchen, das den Abend perfekt gemacht hat – und der hatte es in sich!

Alexander Schalck-Golodkowski, Louis de Funès und Eurythmics

William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum” ist das diesjährige Sommer-Open-Air-Stück des Staatsschauspiels. Gespielt wird zumeist mit dem Originaltext und kurzen Gesangseinlagen der Schauspieler, die Evergreens der letzten 50 Jahre der Liebesliederhitparade sind. Von „Sweet Dreams” von Eurythmics über „How Deep Is Your Love” von The Bee Gees/Take That bis hin zu „My Heart Will Go On” aus dem Titanic-Soundtrack war alles dabei, was zu Herz und Scherz passt.

Das Wort „Herz“ kommt im Text relativ häufig vor. Heute Abend ist es auf der Bühne jedoch nicht zu hören, obwohl es das zentrale Element ist. Es wird durch einen Trommelschlag ersetzt, genauso wie das Wort „Mond” immer wieder einen Lichteffekt auslöst. Dazu gibt es einige bekannte Running Gags, wie Louis de Funès‘ „Nein! Doch! Oh!“ und einige politische Anspielungen, die allerdings nicht von allen verstanden wurden.

Vor uns saß ein Vater mit seiner neuen Freundin, seiner Tochter und deren Freund. Die beiden Letzteren sahen sich fragend an, als das Schalck-Golodkowski-Zitat „Nach meiner Kenntnis ist das sofort – unverzüglich” ein lautes Lachen im Publikum hervorrief. Aber sie konnten mitsingen. Der Zeremonienmeister der Hochzeit von Theseus und Hippolyta hatte uns nämlich erklärt, dass gute Gäste etwas zur Unterhaltung des Abends beitragen. Wir übten deshalb zu Beginn der Show „All You Need Is Love” – oben gibt es eine Kostprobe – und sangen den Beatles-Song natürlich auch auf der Feier des Athener Herzogs mit der Amazonenkönigin.

Auf dem Rückweg zum Auto sprachen uns einige ältere Zuschauer an und fragten uns nach unserer Meinung. Wir fragten natürlich zurück. „Uns war das zu viel Klamauk.“ Wir finden, es ist ein Abend der Freude, und das fasst es kurz und knackig zusammen. Und diese drei Stunden der Ablenkung taten angesichts des aktuellen Weltgeschehens richtig gut.


Kommentar

Hans-Georg • Dienstag, 24. Juni 2025

Die Weltlage ist ernst genug, da kann Klamauk nicht schaden.