Zwei Kandidaten und der Preis des Tages

Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Benjamin Netanjahu nominiert Donald J. Trump für den Friedensnobelpreis. Keine Pointe. Bevor wir den Kopf schütteln und das Stirnrunzeln allzu schmerzhaft wird, überlegen wir mal, ob Mr Trump diesen vielleicht verdient hätte.

Zunächst einmal das Grundsätzliche: Der Friedensnobelpreis ist eine Auszeichnung für die Förderung von Frieden, Völkerverständigung und Abrüstung. Er ehrt Bemühungen um globale Zusammenarbeit und Konfliktlösung.

Hat jetzt beim Lesen jemand an Donald J. Trump gedacht? Ich jedenfalls nicht.

Mit seiner oft aggressiven und spaltenden Sprache schafft der „Kandidat“ ein Klima des Misstrauens und der Feindseligkeit. Anstatt zu deeskalieren, verschärft er bestehende Konflikte. Er lehnt multilaterale Zusammenarbeit konsequent ab und schwächt internationale Institutionen. Trump verfolgt seit jeher eine „America First“-Politik, die oft auf Kosten etablierter Bündnisse und internationaler Abkommen geht. Seine Skepsis gegenüber den Vereinten Nationen, der NATO oder der Welthandelsorganisation hat das Gefüge der globalen Zusammenarbeit empfindlich gestört. Anstatt auf gemeinsame Lösungen und diplomatischen Konsens zu setzen, bevorzugt er bilaterale Deals, die die Interessen der Vereinigten Staaten einseitig in den Vordergrund stellen.

Stichwort: Frieden

Da war doch was mit der Ukraine und hundert Tagen, oder? Trumps Haltung zur Ukraine wurde oft als zu zurückhaltend in der Unterstützung Kiews und als zu entgegenkommend gegenüber Moskau wahrgenommen. Dadurch wurde der Konflikt möglicherweise verlängert oder sogar begünstigt.

Hat Trumps „unkonventionelle Diplomatie“, die oft auf direkten Druck und Verhandlungen jenseits traditioneller Kanäle setzt, in bestimmten Fällen zu einer Deeskalation geführt? Die Menschen im Gazastreifen werden diese Frage mit Sicherheit verneinen. Allerdings scheint Trump Netanjahu gerade unter Druck zu setzen, endlich einen Waffenstillstand mit der Hamas zu vereinbaren. Dies ist wahrscheinlich auch der wahre Grund für das israelische Vorschlagschreiben. „Bibi“ will weiterhin freie Hand, um Fakten zu schaffen. Zwar mag es zunächst einmal hilfreich gewesen sein, dass Trump schwere Bomben über dem Iran hat abwerfen lassen, doch ob diese wirklich erfolgreich waren, ist bisher nicht bekannt. Der Einschätzung der amerikanischen Geheimdienste ist da wahrscheinlich eher zu vertrauen als dem lauten Getöse Trumps. Also schmiert der Premierminister dem Präsidenten „Honig ums Maul”. Jemanden, der den Trumpschen Genius schriftlich bestätigt, kann dieser dann schlecht kritisieren.

Wenn ich heute einen Preis vergeben müsste, dann ginge dieser eher an Benjamin Netanjahu – und zwar für die beste schauspielerische Leistung. Er hat seinen Brief ans Nobel-Komitee präsentiert, ohne zu lachen.