Ein frenetisch bejubeltes Statement, übergriffige Neugier und Shawn Mendes

An manchen Tagen habe ich einen Sinneswandel.
Du kannst sagen, was du zu sagen hast.
Du kannst sagen, ich bin zu jung.
Du kannst sagen, ich bin zu alt.
Du kannst sagen, ich mag Mädchen oder Jungen.
Was auch immer du willst.
Nenne es, wie du es willst.

Aus „The Mountain“
Shawn Mendes

Seit vielen Jahren gibt es Gerüchte, dass Shawn Mendes schwul sei. Er selbst erklärte immer wieder, er sei hetero und mit der Sängerin Camilla Cabello liiert. Die Spekulationen blieben. Mit „The Mountain“, in dem er auch seine Sexualität zum Thema macht, sorgte er für Schlagzeilen. Bei einem Konzert im Red Rocks Amphitheatre, Morriso, sagte er nun kürzlich: „Seit ich sehr jung bin, gibt es diese Sache mit meiner Sexualität, und die Leute reden schon so lange darüber. Ich finde das lächerlich, weil ich glaube, dass Sexualität etwas so Schönes und Komplexes ist und es so schwer ist, sie in Schubladen zu stecken.

Auf der einen Seite freue ich mich für ihn, dass er seinen Weg gegangen ist und nun die Kraft gefunden hat, dies zu sagen. Aber ich bin auch wütend darüber, wie wenig unsere angeblich doch so offene Gesellschaft bisher dazu gelernt hat.

Auch wenn Shawn Mendes in der Öffentlichkeit steht, ist er nicht verpflichtet zu erklären, wem sein Herz gehört oder was er letzte Nacht im Bett oder auf dem Küchentisch gemacht hat.

Und solange wir Selbstbestimmungsrechte für die Frau von nebenan, den Müllmann, die Ärztin oder eben den Weltstar nicht akzeptieren, ist ein deutsches Selbstbestimmungsrecht nicht einmal das Papier wert, auf dem das schlecht gemachte Gesetz steht.

Gesellschaftliche Weiterentwicklung ist unser aller Aufgabe und bedarf nicht des aufforderndem Fingerzeigs auf Wähler, die aus Bequemlichkeit in ihrem Denken stehen geblieben sind. Gesellschaftliche Weiterentwicklung ist die Aufgabe eines jeden von uns.