Die Roben der Operndiva, der stehlende Moderator und das singende Orchester

Der erste Blog-Beitrag in einem neuen Jahr ist fast schon traditionell dem Neujahrskonzert der Staatsoperette Dresden gewidmet. 2025 steht es unter dem Motto „Bitte einsteigen“. Ein gelungener Abend mit kleinen Abers.

Ingeborg Schöpf prägte mit ihrer unglaublichen Stimme die Show. Leider hat sie nicht immer eine Chance gegen das Orchester. Da sie direkt vor den Musikern auftritt, werden einige Passagen übertönt. Das merke ich besonders, wenn sie auf der anderen Seite der Bühne singt und dann ihren Körper wegdreht. Unter Künstlern mag es verpönt sein, aber der Einsatz eines Mikrofons würde den Kunstgenuss erhöhen.

Nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht, ich will die Kleider nicht anziehen, aber die Roben der Operndiva sind beeindruckend. Auch hier hat das Team der Staatsoperette gelungene Arbeit geleistet.

Sehr gelungen fand ich in den letzten Jahren die Moderationen von Christian Garbosnik. Der stellvertretende Chefdirigent des Hauses führte stets charmant durch die Abende und erzählte nebenbei kleine Anekdoten. Leider kam man in diesem Jahr auf die Idee, einen zusätzlichen Moderator auf die Bühne zu stellen.

Andreas Sauerzapf macht seinen Job mehr oder weniger in der gleichen beschriebenen Form, aber generell fand ich ihn hektisch. Er spricht viel zu schnell und könnte auch mal verschiedene Stimmmodi einsetzen, aber so richtig als Fremdkörper fiel er auf, als er ein Musikstück zu früh wieder auf die Bühne kam und damit zum zweiten Aber: Diese zusätzliche Rolle stahl dem Star des Abends, dem Orchester der Staatsoperette, die Show. Während der Moderationen von Herrn Sauerzapf stand Herr Garbosnik bezeichnenderweise am Dirigentenpult einfach rum.

Das aufgezeichnete Interview mit Alma Deutscher passte überhaupt nicht in den Ablauf. Obwohl sie als Wunderkind gilt, hätte eine Anekdote zu ihrem Stück gereicht, und dass die Polizeisirenen in jeder Stadt anders klingen, wäre eine kleine Geschichte für den Moderator gewesen, der ihren Videogruß auch noch einmal zusammenfasste. Was aber wirklich zur Show passte, war die Gesangseinlage des Orchesters der Staatsoperette. Sie übernahmen ganz weltmännisch den Gesangspart zu „Wir gehen erst nach Hause, wenn der Morgen graut“. Chapeau!