Ein totes Mädchen, zwei minderjährige Tatverdächtige und eine Hetzjagd in den sozialen Medien

Es ist eine Nachricht, die in den letzten Tagen die Schlagzeilen beherrschte und die nur schwer zu ertragen ist: Die zwölfjährige Luise aus Freudenberg im Siegerland wurde mit mehreren Messerstichen getötet. Unter dringendem Tatverdacht stehen zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren.


Bild: Jeannette1980 – pixabay.com


Wie müssen sich die Eltern, die Familie, die Verwandten und Bekannten fühlen? Und ich frage das ganz bewusst für drei Familien, weil das, was am Wochenende passiert ist, unglaublich viel verändert hat.

Mir bleibt nur, der Familie von Luise Kraft zu wünschen.

(Gut gemeinte) Ratschläge verbieten sich von selbst. Aber das Internet ist voll davon. Und noch voller von Forderungen nach Verschärfung der Gesetze, die die Konsequenzen für straffällig gewordene Minderjährige betreffen, und manche Postings klingen gar wie Aufrufe zur Hetzjagd.

Ich verstehe, dass man in diesen Tagen ein Ventil braucht. Ich muss meine Gedanken ja auch äußern. Aber ich finde, man kann eben nur seine Gefühle zu diesem Vorgang zum Ausdruck bringen. Denn zur Tat fehlen uns fast alle Informationen. Aber Deutschland ist eben nicht nur ein Land von 83 Millionen Bundestrainern, Virologen und Chefdiplomaten, sondern seit diesen Tagen auch von Erziehungswissenschaftlern und Strafrechtlern.

Angestachelt von ein paar hitzigen Kommentaren lässt sich dann so mancher hinter seinem Pseudonym auf Twitter, TikTok und Co. zu Forderungen hinreißen, die man in einer ruhigen Minute wohl kaum erheben würde.

Ich erinnere mich an einen Zeitungsartikel über einen Prozess, bei dem ich Schöffe war. Als ich den Beitrag las, fragte ich mich, wie der Journalist ein Urteil kritisieren konnte, obwohl er nur die ersten und die letzten Stunden der Verhandlung verfolgt hatte.

So ähnlich gehts mir auch mit zahllosen Wortspenden zum „Fall Luise“.