Terroristen, die Schwarz-Rote Heilsarmee und Jan Plewka, der Rio Reiser singt

Wir wollen unseren kulturellen Horizont erweitern und auch mal abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sein. Deshalb waren wir heute Abend in der Comödie Dresden: „Jan Plewka singt Rio Reiser.“

Ich muss zugeben, dass weder nun Jan Plewka noch Rio Reiser unbedingt zu den Sängern gehören, deren Musik ich auf meiner Playlist habe, und es fiel mir anfänglich auch schwer, mich auf den Abend einzulassen und mitzuschwingen. Das erste Lied war so überhaupt nicht meins. Meine Gedanken schweiften ab. Plötzlich muss ich über die Situation im Saal nachdenken: Was wäre, wenn es hier eine ähnliche Schießerei wie im Bataclan (Paris) oder in der Crocus City Hall von Moskau gäbe? Wir hätten keine wirkliche Chance. Ein möglicher Fluchtweg würde nur zu den Türen führen, durch die die Terroristen in den Saal gekommen sind. Vielleicht sollte man sich einfach tot stellen, unter die Sitze kriechen und eine Leiche über sich ziehen?

Auch das zweite Lied ließ mir Raum für meine Gedanken und die folgende künstlerische Aktion, in der ich außer dem Selbstzweck – Grüße an Wolf, Lamm und Lurch – keinen Sinn sah, vertrieb mich dann vollends: Würden sich Terroristen Dresden aussuchen? Sind wir zu provinziell, um ein weltweit beachtetes Zeichen zu setzen, und würde man es gerade mal der Heimat von Pegida zeigen wollen?

Aber dann hatten mich Jan Plewka und seine „Schwarz-Rote Heilsarmee“. Meine Gedanken waren wieder im Hier und Jetzt und die Show zog mich in ihren Bann. Die fünf Männer haben es einfach drauf. Der absolute Höhepunkt war für mich „Junimond“. Es hat schon was, wenn man ein Lied mitsingen kann. Ich glaube, die echten Fans hatten heute Abend mehr Spaß.