Ich fühle mich überrumpelt. Ich bin immer noch erstaunt, verblüfft, ratlos und perplex. Ich weiß noch nicht so recht, was ich von den Ereignissen des Nachmittags halten soll.
Im Friseursalon meines Vertrauens gibt es seit einiger Zeit einen neuen Haarschneidenden. Sympathisch, aber auch ein bisschen „drüber“. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das „Du“ angeboten habe. Aber es ist in Gebrauch. Egal. Er versteht sein Handwerk und bis jetzt war das „Du“ auch okay, da ich dachte, dass ich bisher eigentlich Grenzen gesetzt hätte.
Einige seiner Anspielungen und Sprüche habe ich in der Vergangenheit ziemlich kalt ins Leere laufen lassen, danach waren die Gespräche dann sachlich professionell. Die üblichen Salonthemen wie Wetter, Wochenendaktivitäten und sowas. Heute war es anders.
Ich gehe nicht allein zum Friseur, ich nehme noch jemanden aus meiner Familie mit. Dass wir verwandt sind, weiß man dort ein bisschen, aber nicht so genau. Heute wurde viel gefragt. Ich habe zu Beginn mitgemacht und die verworrenen Verwandtschaftsverhältnisse ganz bildlich erklärt. Nach einer Weile habe ich dann mein Smartphone gezückt und angefangen zu lesen. Ein klares Zeichen, oder? Für mein Gegenüber leider nicht.
„Ich habe noch eine Frage zu Danny direkt“. „Ich kann ja eine Mailadresse hinterlassen und weitere Fragen schriftlich beantworten“. „Ich habe deine Handynummer. Da kann ich dir schreiben.“ „Bei mir am Arbeitsplatz wäre das tabu.“ „Du musst nicht antworten, aber bist du auch schwul?“
Mehr als fünf Stunden später schreibe ich diesen Text. Ich bin immer noch erstaunt, verblüfft, ratlos und verwirrt. Ich weiß noch nicht so recht, was ich von den Ereignissen des Nachmittags halten soll. Ich fühle mich überrumpelt. Ich will es nicht übertreiben, aber geht es Frauen so, wenn sie von Fremden ungefragt Penisfotos zugeschickt bekommen, oder hinkt der Vergleich, weil ich einfach zu verklemmt reagiere? War das Verhalten schon übergriffig?
Ich weiß es nicht!
Kommentare
C. R. • Samstag, 31. August 2024
Ich finde das heftig. Das Verhalten geht nicht. Auch wenn man neugierig ist, es gibt Grenzen im Beruf und die wurden hier eindeutig überschritten, auch wenn es dein Friseur ist. Falls er Interesse hat, muss einen anderen Weg finden.
Danny • Samstag, 31. August 2024
Er muss keinen anderen Weg finden. Mich interessiert nur das Haareschneiden.
Hans-Georg • Samstag, 31. August 2024
Es gibt inzwischen Salons, die einen „Stillen Haarschnitt“ anbieten, also von anfang an wird der Kunde nicht in ein Gespräch verwickelt, es sei denn, der Kunde fängt aus irgendeinem Grund an zu schnacken.
Danny • Samstag, 31. August 2024
Eine charmante Idee und an manchen Tagen wäre mir beim Friseur auch nach Schweigen.
