Weidel, Hitler und die unbeachteten Opfer

Wenn ich mit einem der interessantesten Menschen sprechen könnte, hätte ich viele Fragen. Auch wenn ich glaube, dass Elon Musk einen Spleen hat, würde ich ihn fragen, was ich als Chefin einer Partei, die der aktuellen Politik eher kritisch gegenübersteht, besser machen könnte, wie ich unser Land voranbringen könnte. Ich würde über die Zukunft Deutschlands sprechen. Über Möglichkeiten. Aber würde ich mit ihm über Adolf Hitler sprechen?

Ich würde nicht auf diese Idee kommen. Aber warum ist Alice Weidel so von Hitler gefangen, dass sie im Gespräch mit Elon Musk unbedingt feststellen muss, dass Hitler ein Linker war? Was hat das mit aktueller Politik zu tun?

Mir ist übrigens das Label egal und den 60 Millionen Opfern der Taten dieses Menschen ist es auch egal, wie eine Ökonomin heute seine Wirtschaftspolitik bewertet. Sie haben ihr Leben verloren wegen eines Unmenschen. Und Unmenschlichkeit bleibt Unmenschlichkeit. Adolf Hitler war genauso wenig ein Vertreter des kleinen Mannes, wie es die AfD heute ist. Die vermeintlich konservative Partei, die die Zugangsvoraussetzungen zum Arbeitslosengeld verschärfen und die Bezugsdauer verkürzen will, ist eher wirtschaftslibertär. Der Staat soll sich auf die Gewährleistung von Recht und Ordnung beschränken, die sozialen Sicherungssysteme sollen zurückgefahren werden.

Worüber wir – und damit meine ich nicht mehr Herrn Musk, sondern die Deutschen – auch einmal reden sollten, ist die Häufigkeit, mit der es im Fernsehen Dokumentationen über Hitler gibt. Es vergeht keine Sendestunde, in der bei ZDFinfo, Welt oder Kabel Eins Doku nicht irgendeine Dokumentation über den sogenannten Führer läuft. Seine Opfer werden zwar erwähnt, aber nur am Rande.

Ich finde, man sollte nicht regelmäßig über den Täter berichten, sondern über seine Opfer. Über die Menschen, die wegen Hitlers Wahn in den Konzentrationslagern oder auf den Schlachtfeldern gestorben sind. Über die Menschen, die wegen Hitlers Krieg ausgebombt wurden und später verhungerten. Und über die Menschen, die überleben mussten.

PS: Ich verstehe, warum Frau Weidel ihre Partei, die den Wert eines Menschen an seiner Abstammung und Herkunft festmacht, nicht mit Hitler in Verbindung gebracht sehen will. Recht und Ordnung müssen gelten. Aber Unmenschlichkeit bleibt Unmenschlichkeit.

„Eine Frage hätte ich da noch…“

Wie oft denkt Alice Weidel an den Röhm-Putsch und wie groß ist dementsprechend ihre Angst? In Margaret Atwoods „The Handmaid’s Tale“ gibt es eine Figur, die Alice Weidel gleicht. Serena Joy Waterford war als konservative Aktivistin maßgeblich an der Entstehung von Gilead beteiligt. Wie ähnlich sind ihre Schicksale?