Musks Handpuppen und der Angriff auf einen schlafenden Riesen

Es gibt wohl kaum ein Bild, das die Machtverhältnisse im Weißen Haus besser dokumentiert als dieses:

Nein, es geht nicht darum, dass Elon Musk steht, während Donald Trump sitzt. Nein, es geht nicht um einen kleinen Jungen, der ebenfalls im Oval Office anwesend ist. Es geht um Kleidung und ihr Statement.

Während Donald Trump, seine Mitarbeiter und auch die anwesenden Journalisten formell gekleidet sind, also Anzug und Krawatte, trägt Elon Musk nur ein T-Shirt unter dem Jackett. Eine Entscheidung, weil er es kann und weil er zeigen will, dass er es kann.

Währenddessen inszeniert sich die andere Handpuppe in München als Verteidiger der Meinungsfreiheit und Kämpfer für die Redefreiheit. Ob dieser James David Vance und sein offizieller Chef wenigstens vor dem Schlafengehen so ehrlich zu sich selbst sind und sich eingestehen, dass sie gerade vorführen, wie instabil eine Demokratie sein kann?! Weil sie – natürlich im Namen der Demokratie – alles mit Sanktionen bedrohen oder gar abschaffen, was ihnen nicht passt, weil es den Interessen von Elon Musk im Wege steht.

Auch wenn er es nicht zeigt, wird es in seinem Handeln deutlich: Der derzeitige Machthaber in den USA hat Angst vor Europa und ganz besonders vor Deutschland. Eine intakte Europäische Union ist das letzte Bollwerk gegen seine Pläne und er weiß, wenn Deutschland fällt, fällt auch die EU. Die EU ist nicht nur wirtschaftlich ein schlafender Riese mit einem Markt von 748 Millionen Verbrauchern. Wenn diese Gemeinschaft selbstbewusster wird, ist Brüssel eine Gefahr für Musks Pläne, die er gerade mit der Taktik des Überrumpelns durchzusetzen versucht, weil diese Pläne allzu durchsichtig sind und auch den Menschen in den USA langsam dämmert, was sie da an die Macht gelassen haben.

Herr Musk unterstützt also nach Kräften die Partei, die für die Abschaffung der Demokratie (AfD) in Deutschland und für die Schwächung der Europäischen Union steht. Wenn er sich seinen Gegner schon nicht aussuchen kann, dann versucht er ihn so klein wie möglich zu halten. Ein Stock ist leichter zu brechen als ein Bündel, das fest zusammengebunden ist. An dieser Stelle stellt sich auch die Frage, wie machtgeil Frau Weidel ist. Ich traue ihrer Intelligenz durchaus zu, Musks Pläne zu durchschauen, aber ist schon allein die Aussicht auf den Job im Kanzleramt, wenn auch von Musks Gnaden, ein so großes Rauschmittel, dass man zu allem greift, was einem zumindest ein Stück Macht ermöglicht?

Wir erleben einen Putsch gegen alle Demokratien. Musk ist von Hochmut ergriffen, weil er bewiesen hat, dass er sich auch einen Staat und seine Menschen kaufen kann. Soziale Sicherungssysteme sind für ihn nur eine Last, weil er sie nicht braucht. Xi Jinping und Putin werden versuchen, diesen Putsch für sich zu nutzen. Wir können in unserem eigenen Interesse nur hoffen, dass die Europäische Union an diesen drei Fronten geschlossen auftritt. Sonst war es das mit der Welt, in der wir trotz aller Probleme recht glücklich und frei leben können.

Übrigens…

Dieselben Leute, die uns über „freie Meinungsäußerung“ belehren wollen, haben die unabhängige Nachrichtenagentur Associated Press (AP) aus dem Weißen Haus verbannt, weil sie sich weigert, den Golf von Mexiko Golf von Amerika zu nennen, wie es Trump wünscht.

Bildquelle:
Elon Musk und Donald J. Trump im Oval Office, White Haus. © Getty Images