Öl-Wunder und Zeichen der Hoffnung

Heute endet Chanukka, dessen Beginn vor acht Tagen von der schrecklichen Tragödie in Sydney überschattet wurde. Doch was feiern Juden eigentlich bei diesem achttägigen Lichterfest?

Um den Ursprung von Chanukka zu verstehen, müssen wir weit in die Geschichte zurückreisen, ins zweite Jahrhundert vor Christus. Zu dieser Zeit stand Judäa unter der Herrschaft des Seleukidenkönigs Antiochus IV., der die Ausübung des jüdischen Glaubens unterdrückte und den heiligen Tempel in Jerusalem durch griechische Götzenbilder entweihte. Es war eine Zeit der Bedrohung für den jüdischen Glauben. Doch eine kleine, entschlossene Gruppe von Widerstandskämpfern, die Makkabäer, wagte den Aufstand. Es gelang ihnen, die Übermacht zu besiegen und den Tempel zurückzuerobern. In der jüdischen Tradition wird jedoch weniger der militärische Sieg gefeiert als ein spirituelles Wunder.

Ein kleiner Krug und ein großes Wunder

Als der Tempel neu geweiht werden sollte, fand man nur noch einen kleinen Krug mit reinem Öl für die Menora. Dieses Öl hätte normalerweise nur für einen Tag gereicht, doch wie durch ein Wunder brannte das Licht acht Tage lang – genau die Zeit, die benötigt wurde, um neues, geweihtes Öl herzustellen.

Für jüdische Menschen ist Chanukka heute deshalb weit mehr als nur ein Gedenken an vergangene Zeiten: Es ist ein Fest der Identität, der Standhaftigkeit und der Hoffnung. In den acht Nächten wird an der Chanukkia, dem speziellen achtarmigen Leuchter, jeden Abend eine weitere Kerze entzündet, bis schließlich alles hell erstrahlt.

Ein zentraler Aspekt dabei ist das „Pirsum HaNes“, das öffentliche Bekanntmachen des Wunders. Traditionell werden die Leuchter deshalb so ins Fenster gestellt, dass sie von der Straße aus für jeden Passanten sichtbar sind. Dies ist eine bewusste Entscheidung für Sichtbarkeit und gegen Angst. Auch die Bräuche im Familienkreis, wie das gemeinsame Essen von in Öl ausgebackenen Speisen wie Latkes oder Sufganiyot, erinnern an das Öl-Wunder und stärken das Gemeinschaftsgefühl.

Licht als universelle Sprache der Hoffnung

Für viele ist Chanukka ein Symbol dafür, dass man Dunkelheit nicht mit Hass, sondern mit beharrlichem Licht begegnen sollte. Das Motiv des Lichts als Zeichen der Hoffnung ist jedoch kein Alleinstellungsmerkmal einer einzelnen Religion, sondern verbindet Menschen über kulturelle Grenzen hinweg. Es ist eine universelle Sprache, die wir besonders im Winter sprechen.

Im Christentum erleben wir dies in der Adventszeit, wenn mit jeder Kerze am Kranz die Ankunft Jesu vorbereitet wird. Er wird als das „Licht der Welt“ verehrt, das die spirituelle Dunkelheit vertreibt. Auch das hinduistische Lichterfest Diwali trägt diesen Kern in sich. Das Entzünden der unzähligen Öllampen feiert den Sieg des Guten über das Böse und des Wissens über die Unwissenheit.

Ob Chanukka, Advent oder Diwali – all diese Feste eint die tiefe menschliche Überzeugung, dass die Finsternis niemals das letzte Wort behält. Chanukka erinnert uns am heutigen Abschlusstag daran, dass selbst dann, wenn unsere Ressourcen – oder unser Mut – am Ende zu sein scheinen, ein winziger Funke ausreichen kann, um die Welt wieder „hell zu machen“.


Quellenangaben

Saildancer (Bild), Muzaproduction (Soundlogo), HitsLab (Hintergrundmusik), Tomomi_Kato (Hintergrundmusik) via pioabay.com