Das Homescreenbild meines Smartphones, der Wanderer über dem Nebelmeer und der Maler Casper David Friedrich

Es ist eine phantastische Ausstellung und ein großes Ärgernis: „Caspar David Friedrich. Wo alles begann.“ im Albertinum. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden selbst sprechen von den leuchtenden Farben und dem geheimnisvollen Licht seiner Landschaftsgemälde. Leider sind diese nur spärlich ins rechte Licht gerückt worden. Vor allem die Bilder in den oberen Reihen sind nicht gut zu sehen. Oft blendet etwas oder verschwindet im Schatten.

Denn die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht.

Das Konzept der Ausstellung wird dadurch leider zerstört: Casper David Friedrich werden Bilder anderer Künstler aus der Gemäldegalerie Alte Meister gegenübergestellt, aber ich war mehr damit beschäftigt, den richtigen Blickwinkel zu finden, als mich an den Werken zu erfreuen.

Und doch war es ein wahrer Genuss für die Sinne, an dieser Wand voller Meisterwerke entlang zu schlendern. In den beiden unteren Reihen konnte ich meinen Blick schweifen lassen und viele Details entdecken. Wie viel größer wäre das Erlebnis ohne die erzwungene Ablenkung?

Es tut den SKD sicher gut, dass die derzeitige Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, nach Berlin wechselt. Sie fühlte sich längst zu Größerem berufen und verlor dabei den Blick für die kleinen, aber wichtigen Details.

Und man siehet die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.

Casper David Friedrich selbst hätte wohl auch seine Meinung zum Ausstellungskozept: „Es macht immer einen widrigen Eindruck auf mich, in einem Saal oder Zimmer eine Menge Bilder wie Ware aufgestellt oder aufgespeichert zu sehen, wo der Beschauer nicht jedes Gemälde für sich getrennt betrachten kann, ohne zugleich vier halbe andere Bilder mitzusehen (1830).

Ich kann diese Auffassung nicht nachvollziehen. Ist es doch gerade die Fülle, die zum Entdecken einlädt. Wer aber den Maler und Zeichner, der am 5. September 1774 in Greifswald geboren wurde und am 7. Mai 1840 in Dresden starb, die Ehre erweisen will, kann die Gemälde Bild für Bild betrachten. Die heutige Technik macht es möglich. Ein Klick auf ein Bild und alle „vier halben anderen“ sind weg.

Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet.

Wenn ich auf dem Weg zu meinen Eltern bin, fahre ich die Casper-David-Friedrich-Straße entlang und auf dem Startbildschirm meines Smartphones ist ein Bild vom „Wanderer über dem Nebelmeer“. Heute haben sich Öl und Bytes „Hallo“ gesagt und ich bin noch meiner Chronistenpflicht nachgekommen, um auch den Titel dieses Blogposts zu erklären.

Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler.

Quelle:

  • „Denn die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht. Und man siehet die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht“ – Bertolt Brecht
  • „Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet“ – David Hume
  • „Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler“ – Johann Wolfgang von Goethe