Ein Tiroler Restaurant, die Beliebigkeit der Themengastronomie und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation

Ich gebe zu, dass ich leicht muffelig gestimmt war, als ich im Restaurant eintraf. Ein Bus war ausgefallen, der nächste übervoll und ich zu spät dran. Kein schöner Einstieg in den Abend und das schlug auf meine Laune.

Die Unbeholfenheit des Kellners war dann auch keine große Hilfe. Dass er auf die Frage, ob es auch einen Brotkorb gibt, einfach irgendwo auf die Karte zeigte, verbesserte meine Stimmung nicht. Und die Horde alter, rauchender und laut redender Frauen am Nachbartisch tat ihr Übriges. Kurzum, ich fühlte mich nicht wohl.

Nachdem wir bestellt hatten, entschieden wir uns, doch noch ins Innere das Restaurant „Almrausch“ zu gehen. Dabei fiel mir ein, dass hier letztes Jahr noch „Meet the Greek“ untergebracht war. Viel Aufwand beim Umdekorieren hatte man sich nicht gemacht. Die Namensschilder wurden ausgetauscht und statt Bildern von kleinen Dörfern am Strand hingen jetzt Bilder vom Almauftrieb. Aber drinnen war es gemütlich und das tat meiner Stimmung gut.

Beim Lesen der Speisekarte habe ich mich gefragt, was hier typisch österreichisch ist. Die Gerichte hätten auch in der Prager Bierstube am Postplatz oder im Augustiner an der Frauenkirche angeboten werden können. Wahrscheinlich gibt es in den Ländern nördlich der Alpen aufgrund der langen gemeinsamen Geschichte viele kulinarische Gemeinsamkeiten und daher nur wenige landesspezifische Spezialitäten.

Das Essen selbst war von guter Qualität. Im Vordergrund stand jedoch die Präsentation. Das verbindet die Restaurants in der Weißen Gasse. Hier muss man sich nicht um Stammgäste bemühen. Zielgruppe sind die vielen Touristen, die natürlich schicke Bilder für ihre Instagram-Stories brauchen. In so mancher landet dann auch ein Foto von der Speisekarte. Da war ein kleiner Scherzkeks am Werk.

Was man im Almrausch erstaunlicherweise nicht kann, ist die vernünftige Zubereitung eines Kaiserschmarrns. Der Abschluss unseres Abends war kein Highlight. Hier empfehle ich das „Alex am Schloss“. Dort ist das Dessert fast ein Gedicht. Wenn man aber doch in der Weißen Gasse essen möchte, dann empfehle ich das „Steak Royal“ (hinter dem übrigens der gleiche Betreiber steht). Dort gibt es zwar die berühmte Eierspeise zu Ehren S.M. Kaiser Franz Joseph I. zwar nicht, aber das Essen und der Service sind wirklich top.