Dresdens vielleicht schönster Theatersaal und geschlechtsneutrale Toiletten in Niedersachsen

Vielleicht liegt mein Faible für die Juristerei ja am Film „Natürlich Blond” mit Reese Witherspoon aus dem Jahr 2001. Auf jeden Fall hatte „Ally McBeal” schon einen Grundstein gelegt. Dass ich schwul bin, liegt aber auf alle Fälle an den Unisex-Toiletten meiner All-Time-Lieblingsserie. Dort spielten immer die besten, aber auch nachdenklichsten Szenen.

Dass sich (m)eine sexuelle Orientierung nach den besuchten Toiletten richtet, meine ich natürlich nicht ernst. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein denkender Mensch das ernsthaft glaubt, aber man wird ja dieser Tage regelmäßig „des Besseren” belehrt.

So zieht beispielsweise Vanessa Behrendt, Mitglied des Niedersächsischen Landtags, gegen geschlechtsneutrale Toiletten zu Felde, da diese ihrer Meinung nach für ideologische Verwirrung bei Kindern sorgen. Nun ja, man könnte auch sagen, dass Praktiker entschieden haben, das knappe Gut gleichmäßig allen Schülern zur Verfügung zu stellen. Oder man glaubt, wie es der geneigte AfD-Wähler macht, an diesen Schwachsinn. Ich habe übrigens immer mehr den Eindruck, dass AfD-Wähler zu dem werden, was sie gern an Anderen kritisieren: „Indoktrinierte Schlafschafe”, die ihren gleichgeschalteten Medien und ihrer Partei in keiner Weise kritisch gegenüberstehen.

Aber genug der Politik, nun soll es endlich in den vielleicht schönsten Theatersaal Dresdens gehen, der direkt an der Elbe liegt. Vor dem Schloss Übigau – in das ich auch gern einmal hineingesehen hätte, aber vermutlich gibt es dort nicht viel zu sehen – findet alljährlich das Sommer-Open-Air der Comödie Dresden statt.

Wir haben uns für „Natürlich Blond” entschieden. Hier hat mich tatsächlich der Film beeinflusst. Ich mag die Produktion, die auf dem gleichnamigen Roman von Amanda Brown basiert. Leider kommt das Musical nicht annähernd an den feinen Wortwitz und die Tiefsinnigkeit des Films heran. Teilweise haben die 80er Jahre angerufen, um ihre Witze zurückzufordern. Wenn auf der Bühne laut darüber spekuliert wird, ob der Hauptzeuge im Mordprozess gegen die Fitness-Influencerin nun schwul oder Franzose ist, dann stammen diese Witze gefühlt sogar aus den 1880er Jahren. Falls der der Inszenierung positiv gestimmte Leser nun meint, dass man am Originaltext des Musicals von 2007, das immerhin am New Yorker Broadway uraufgeführt wurde, nichts ändern könne, muss ich sagen, dass andere Stellen durchaus in die 20er Jahre geholt wurden und so auf der Bühne „Instagram gesprochen“ wurde.

Den Abend haben dann noch technische Probleme getrübt. Damit meine ich nicht das ausgefallene Mikrofon, sondern die Tonanlage insgesamt. Das Musical wird auf zwei Bühnen aufgeführt. Den Wechsel zwischen Haupt- und Nebenbühne bekommt man akustisch jedoch nicht mit. Die Beschallung erfolgt immer von vorne, sodass man nicht merkt, dass die Schauspieler ihre Positionen ändern. Im Jahr 2025 erwarte ich da technisch mehr.

Auch wenn der Besuch des Sommer-Open-Airs in Übigau eine liebgewonnene Tradition ist, hat der Abend leider keine Werbung für das nächste Jahr gemacht.


Bildquellen: MGM (Natürlich Blond, Film), FOX Network (Ally McBeal), Schloss Übigau (BehindBlueEyes.de)