Walzerkönig und Musik-Influenzer

Pünktlich zum 200. Geburtstag des „Walzerkönigs“ Johann Strauss (Sohn) brachte die Staatsoperette Dresden mit der „Johann-Strauss-Gala“ ein besonderes Festkonzert auf die Bühne. Wir waren dabei und teilen unsere Eindrücke von einem Abend, der in die Welt der berühmten Wiener Musikdynastie und ihre Nachwirkungen auf folgende Musiker entführte.

Unter der Leitung von Chefdirigent Michael Ellis Ingram lieferte das Orchester der Staatsoperette eine gewohnt brillante Leistung ab. Schon mit den ersten Takten wurde klar, warum die Musik von Strauss ein weltweites Phänomen ist: Sie geht sofort ins Ohr – und ins Tanzbein!

Die Walzer-Dynastie und ihre Lieder

Passend zum facettenreichen Leben des Komponisten gliederte sich der Abend in zwei unterschiedliche Akte. Im ersten Teil stand die Familie Strauss im Mittelpunkt. Es ging um den musikalischen Hintergrund – angefangen bei Johann Strauss (Vater), der den Wiener Walzer populär machte. Dessen Rivalität mit dem Sohn ist legendär. Es ging über Johann Strauss (Sohn), den „Walzerkönig“, bis hin zu seinen talentierten Brüdern Josef („der Begabtere“) und Eduard. Auch die Rolle der Mutter Anna Strauss wurde beleuchtet. Sie unterstützte ihren Sohn gegen den Willen des Vaters in seinem musikalischen Werdegang.

Dieser Teil des Abends bot mit seinen Günther-Jauch-Momenten somit nicht nur musikalische Höhepunkte. Sondern auch einen spannenden Einblick in die komplizierte Familiengeschichte und die Entstehung von Strauss‘ frühen Stücken.

Von Wien in die Welt – Strauss und der amerikanische Einfluss

Strauss war nicht nur in Europa ein Superstar. Seine legendäre Amerika-Reise von 1872 machte ihn zum ersten globalen Popstar seiner Zeit. Er trat beim „World’s Peace Jubilee“ in Boston vor einem Riesenorchester aus 800 Musikern und einem 20.000 Sänger starken Chor auf. Entsprechend lag der Fokus dieses Akts auf Musik und Künstlern, die sich von Johann Strauss haben beeinflussen lassen. Dies bis hin zum US-amerikanischen Musical. Die musikalische Spur des Wiener Walzers wurde durch die verschiedenen Genres verfolgt. Dadurch eröffnete sich eine spannende und überraschend moderne Perspektive auf sein Werk. Johann Strauss war somit vielleicht der erste Musik-Influencer.

Fazit

Die „Johann-Strauss-Gala“ war eine würdige Hommage an einen der bedeutendsten österreichischen Komponisten. Zudem bot sie mit ihrer klaren thematischen Gliederung einen kurzweiligen und informativen Abend. Die Solisten Christina Maria Fercher, Christian Grygas, Steffi Lehmann, Silke Richter, Andreas Sauerzapf und Timo Schabel überzeugten mit Gesangs- und Moderationsleistungen. Unterstützt wurden sie durch das Tänzerpaar Melania Mazzaferro und Vladislav Vlasov.

Vor dem Fazit noch ein kleiner Kritikpunkt: Mir persönlich war das Bühnenbild mit seinen Lichtspielereien zu nüchtern. Einige stilvolle florale Elemente, wie Blumen oder große Pflanzen, hätten der Optik gutgetan. Sie hätten für eine festlichere Wiener Atmosphäre gesorgt. Es muss ja nicht gleich die opulente Blumenschlacht des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker sein, bei dem traditionell zum Schluss der Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater) gespielt wird. Aber ein bisschen mehr Wiener Blut fürs Auge wäre schön gewesen.

Frenetischer Schlussapplaus? Verdient!


Bildquelle

Staatsoperette Dresden, Lutz Michen