Tenöre und eine Operette

In Dresden gibt es die Staatsoperette. Ich gehe sehr gerne dorthin. Ich mag diese Art von Theater durchaus. Das Repertoire ist meist schon etwas „älter“ und viele Stücke wie „My Fair Lady“ oder „Frau Luna“ haben die berühmten – fast schon berüchtigten – Melodien, die das Publikum zum Mitklatschen bringen. Die „Operette für zwei schwule Tenöre“ in der Comödie Dresden hat mich dagegen nicht so richtig abgeholt.

Ich hätte die Aufführung heute Abend lieber als Theaterstück erlebt. Denn die Story hat alles, was ein gute Show braucht: Eine neue Idee (Die Geschichte von Jan und Tobi wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt), es gibt Momente zum Lachen („Ich steh‘ total auf Jens Riewa„) und sie hat auch eine eindringliche Botschaft, die zumindest heute Abend beim Publikum angekommen ist.

Wir brauchen im Alltag und gerade angesichts der aktuellen Ereignisse „Ein Liebeslied von Mann zu Mann.“ Die Jungs (und natürlich auch die Mädchen), die sich gerade ihrer Sexualität bewusst werden, müssen erleben dürfen, dass es viele Orientierungen gibt und dass diese alle normal sind.

Der Abend war insgesamt „nett“, aber den frenetischen Applaus konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Ich möchte kurz beim Publikum bleiben: Spätestens als die Alleinunterhalterin in der sechsten Reihe auf ihren nunmehr zweiunddreißigsten Zwischenruf in den ersten 15 Minuten keine Reaktion von der Bühne oder den anderen Zuhörern erhielt, hätte sie bitte mit ihren Kommentaren aufhören können. Ich flüsterte meine Kommentare auch leise meinem Begleiter zu oder schreibe meine Gedanken hier auf, wo jeder selbst entscheiden kann, ob man sie liest oder es lässt.


Bildquelle: Comödie Dresden, Robert Jentzsch, Video: BKA Berlin