Oldenburg und die Hufeisentheorie

Die Polizei hat in der Nacht zum Ostersonntag in Oldenburg einen 21-jährigen Mann erschossen. Das ist bis heute das einzig gesicherte. Was zu dem Polizeieinsatz führte und warum die Schüsse fielen, ist noch unklar. Die Angaben widersprechen sich. Doch das Internet brodelt und viele fühlen sich berufen, Anklage und Urteil in Personalunion zu übernehmen.

Rechte Twitterer jubeln und fordern noch mehr polizeiliche Härte, wohl auch, weil das Opfer ein Schwarzer ist. Wenn Deutsche Opfer von Deutschen werden, schweigt die Szene lieber. Weil Deutschland längst ein Polizeistaat sei und die Ermittlungen nicht unabhängig geführt würden, werde es nie eine faire Aufklärung geben, klagt dagegen das eher linke Bluesky. Ich glaube nicht, dass man in den jeweiligen Bubbles viele Berichte liest, die sich um einen neutralen Blick bemühen.

Quo vadis, Germania?

Die Hufeisentheorie besagt, dass sich die politischen Extreme ähneln und näher stehen als die gemäßigten Positionen der politischen Mitte. Gemeinsam ist ihnen die Ablehnung von Staat und Demokratie.

Ich sehe in dieser Theorie zwar die Gefahr der Gleichsetzung von links- und rechtsextremen Ideologien, aber ich sehe auch, wie ähnlich sich die Meinungsäußerungen zu den Ereignissen in Oldenburg trotz unterschiedlicher Intentionen sind. Es würde unserem Land gut tun, wenn wir nicht kurz nach einem Ereignis sofort eine Meinung parat hätten, sondern erst einmal objektive Berichte abwarten würden.

Die jetzigen Tage sollten der Trauer über den Tod eines Menschen gehören.