Die USA und ihre doppelten Staaten

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ein faszinierendes Gebilde mit einer häufig missverstandenen Struktur. Im Gegensatz zu vielen zentralistisch organisierten Ländern sind die USA kein Einheitsstaat, sondern ein Staatenbund. Das bedeutet, dass die einzelnen Bundesstaaten einen erheblichen Grad an Souveränität sowie eigene Gesetze besitzen. Während sich die Bundesregierung in Washington, D.C., um nationale Angelegenheiten kümmert, werden viele Aspekte des täglichen Lebens auf Ebene der Bundesstaaten geregelt. Die USA als Gesamtstaat sind eher mit der Europäischen Union als mit der Bundesrepublik Deutschland zu vergleichen.

Die föderale Struktur der USA wirft bisweilen interessante Fragen auf, besonders wenn man sich die Namen mancher Staaten ansieht. Warum gibt es beispielsweise North- und South Dakota oder Virginia und West Virginia? Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich um eine Art „doppelte” Existenz oder eine simple Aufteilung aus praktischen Gründen. Doch die Geschichte dahinter spiegelt die Entwicklung sowie die Interessen der Regionen wider.

North- und South Dakota

Ursprünglich bildeten die heutigen Bundesstaaten das sogenannte Dakota-Territorium. Dieses umfasste ein riesiges Gebiet, das nicht nur die heutigen beiden Dakotas, sondern auch Teile von Montana und Wyoming einschloss. Mit der Zeit und dem Anwachsen der Bevölkerung wurden die Unterschiede innerhalb dieses großen Territoriums immer deutlicher. Während der Norden eher landwirtschaftlich geprägt war und sich auf den Weizenanbau fokussierte, wurde der Süden durch Goldfunde in den Black Hills und den Eisenbahnbau stärker industrialisiert.

Aufgrund unterschiedlicher Interessen und Bevölkerungsdichten entstand der Wunsch nach separaten Verwaltungen. Die Bewohner des südlichen Teils fühlten sich von der Verwaltung im Norden oft nicht ausreichend repräsentiert – und umgekehrt. Das Bestreben nach staatlicher Eigenständigkeit wurde immer lauter. Schließlich wurden North Dakota und South Dakota im Jahr 1889 gleichzeitig als Bundesstaaten in die Union aufgenommen. Dies war eine pragmatische Lösung, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Identitäten innerhalb des ehemaligen Territoriums gerecht zu werden und einen schwer zu regierenden Großstaat zu vermeiden. Eine ähnliche Geschichte haben auch North und South Carolina.

Die Aufteilung in Virginia und West Virginia war hingegen eine Folge des Amerikanischen Bürgerkriegs.