Müde Bären, identitätslose Museen und ein Prunkstück der Renaissance-Architektur

Unser Besuch auf Schloss Hartenfels beginnt mit einem Blick in den Burggraben. Seit über 500 Jahren sind hier Bären zu Hause. Einst war Platz für 39 Tiere. Heute leben hier drei Bären, die das schöne Wetter für ein Mittagsschläfchen nutzen.

Schloss Hartenfels diente als Kulisse für den DEFA-Märchenfilm „Dornröschen“. Die Dreharbeiten fanden 1971 in Torgau statt. Mit der Präsentation kann ich mich nicht so recht anfreunden. Man hat ein paar Exponate zusammengetragen und das war’s. Die Ausstellung hätte überall stattfinden können. Mir fehlte das „gewisse Etwas“. Die Möglichkeiten der modernen Technik werden überhaupt nicht genutzt. Zum Beispiel könnte doch die böse Fee durch die Räume geistern. Eine verpasste Chance.



In den Räumen des Schlosses befindet sich auch der Erinnerungsort Torgau. Zurzeit ist dort die Wechselausstellung „Die Stasi“ zu sehen. Als Ausstellung würde ich es eigentlich nicht bezeichnen. Es sind ein paar Schautafeln auf dem Flur zum Büro des wissenschaftlichen Mitarbeiters des Dokumentations- und Informationszentrums Torgau.

Der Große Wendelstein

Dafür entschädigt die Architektur: Schloss Hartenfels ist ein kleines Meisterwerk. Auf den Grundmauern einer Burg entstand im 16. Jahrhundert eine der modernsten Schlossanlagen. Torgau ist immer noch eine schöne Renaissancestadt und war politisches Zentrum der Reformation. Martin Luther selbst weihte die Schlosskapelle. Sie gilt als erster protestantischer Kirchenneubau der Welt.

Der nach 1533 entstandene große Wendelstein ist ein besonderes Beispiel herrschaftlicher Repräsentation. Er greift Ideen aus Frankreich und von der Meißner Albrechtsburg auf, findet aber für die Statik einzigartige Lösungen. Der Wendelstein ist eine freitragende Spirale ohne tragende Mittelsäule.

Vom Hausmannsturm warfen wir noch einen Blick auf Torgau, wie ihn sonst nur Vögel haben.


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