Meister der Stimmungsmache, nachplappernde Schlafschafe und Medienkompetenz

Von AfD und Co. kann man tatsächlich lernen. Die Heimatschädlinge verstehen es hervorragend, Stimmungen im Volk aufzugreifen und für ihre Zwecke zu nutzen. So auch beim aktuellen „Bauernprotest“.

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Von AfD und Co. kann man tatsächlich lernen. Die Heimatschädlinge verstehen es hervorragend, Stimmungen im Volk aufzugreifen und für ihre Zwecke zu nutzen. So auch beim aktuellen „Bauernprotest“. Da ist es dann auch egal, dass im eigenen Parteiprogramm eigentlich steht: „Die EU-Subventionen müssen Schritt für Schritt abgebaut werden“ und dass außerdem „mehr Wettbewerb“ in der Landwirtschaft und „mehr Eigenverantwortung“ für die Landwirte gefordert wird.

Natürlich ist es auch einfacher, sich gegen etwas zu positionieren. Der viele Schnee Anfang Dezember 2023 lässt sich leichter als Argument gegen den Klimawandel verwenden, als wenn man erklären muss, dass Klimawandel nicht nur höhere Temperaturen, sondern auch mehr Wetterextreme bedeutet. Reißerische Überschriften lassen sich eben leichter formulieren als gut recherchierte Texte. Denn der Zusammenhang zwischen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Niederschlag ist nicht so einfach zu vermitteln. Oder um es mit AfD-Mann Steffen Kotré zu sagen: Wen interessieren Fakten, wenn man mit Meinung leichter Politik machen kann.

Zurück zu den Bauernprotesten und ihrer Ausschlachtung durch die extreme Rechte. Immer wieder wird den Bauern vorgeworfen, sie würden wie die „Letzte Generation“ reagieren und mit den Blockaden auch die Grundversorgung sabotieren. Dieser Vorwurf führt dazu, dass die sozialen Netzwerke aktuell mit Aufrufen überschwemmt werden, Pflegepersonal, Ärzte und andere bestimmte Berufsgruppen sollten sich zu erkennen geben, um durchgelassen zu werden. Dankbar werden die Bildchen aus den Führungsbunkern übernommen und weiterverbreitet, anstatt erst mal selbst nachzudenken und festzustellen, wie dumm das ist.

Nehmen wir Schwester Ingrid, die im Universitätsklinikum Dresden auf der chirurgischen Intensivstation arbeitet, aber in Döblen wohnt. Dazwischen liegen rund 55 Autobahnkilometer. Kurz nach fünf fährt sie los, um über die B 175 auf die A 14 zu gelangen. Schon am Gewerbegebiet Döblen-Ost staut es sich. Soll Schwester Ingrid jetzt zum nächsten verantwortlichen Traktorfahrer laufen, um sich nach einer wie auch immer gearteten Legitimation als Krankenschwester an den anderen Autofahrern vorbeilotsen zu lassen? Wie soll das funktionieren, und bevor wir diese Frage beantworten, erinnern wir uns an die Schlachten um das Toilettenpapier. Damals reichte es aber auch, für das Pflegepersonal zu klatschen.

Lehrer haben übrigens keine Chance, an den Sperren vorbeizukommen. Denn Bildungsarbeit hilft gegen Beeinflussbarkeit durch Extremismus. – Honi soit qui mal y pense.

English edition

Masters of propaganda, parroting sleeping sheep and media expertise

There are actually lessons to be learned from AfD and co. The „Heimatschädlinge“ are excellent at picking up on popular sentiment and using it for their own purposes. This is also the case with the current „farmers‘ protest“. It doesn’t matter that their own party programme actually states: „EU subsidies must be gradually reduced“ and that they also call for „more competition“ in agriculture and „more personal responsibility“ for farmers.

Of course, it is also easier to position oneself against something. It’s easier to use all that snow at the beginning of December 2023 as an argument against climate change than to explain that climate change doesn’t just mean higher temperatures, but also more extreme weather events. It is easier to write catchy headlines than well-researched texts. After all, the relationship between temperature, humidity and precipitation is not so easy to explain. Or to put it in the words of AfD man Steffen Kotré: Who cares about facts when it’s easier to play politics with opinions?

Back to the farmers‘ protests and their exploitation by the far right. The farmers are repeatedly accused of acting like the „last generation“ and sabotaging basic supplies with their blockades. As a result of this accusation, social networks are currently being flooded with calls for nurses, doctors and other specific professional groups to identify themselves in order to be allowed through. Instead of thinking for themselves and realising how stupid this is, people are gratefully accepting and sharing the pictures from the leadership bunkers.

Let’s take nurse Ingrid, who works in the surgical intensive care unit at Dresden University Hospital but lives in Döblen. There are about 55 kilometres of motorway in between. She sets off shortly after five to reach the A14 motorway via the B175. There is already a traffic jam at the Döblen-Ost industrial estate. Should Sister Ingrid run to the nearest responsible lorry driver and let him steer her past the other drivers, having obtained some kind of legitimation as a nurse? Before we answer this question, let’s remember the battles over toilet paper. Back then it was enough to clap for the nurses.

Teachers, by the way, have no chance of overcoming the barriers. After all, education helps to counter the influence of extremism – Honi soit qui mal y pense.


#Bauernproteste @10DanSch


Kommentare

Carsten • Montag, 8. Januar 2024 (via Facebook)

In 4 Wochen sind die Bauernproteste in der Bevölkerung so beliebt wie Lokführerstreiks oder Klimakleber. 

Kaum ein Berufstand wird dermaßen subventioniert. Angefangen für die Erstattung der Leistungen für Altenteiler bei der LSV bis hin zu Förderungen für Brachflächen. 

Bei mir hatten die es sich schon verschissen, als sie die Fähre stürmen wollten. 

Und ich bin durchaus nicht begeistert von der aktuellen Ampelpolitik.


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