Eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg, die Evakuierungszone und die Frage nach dem Innenhof


Bild: Roland Halkasch (Sächsische Zeitung), Soundeffekte: Muzaproduction, PixaPexelAudio (pixabay.com)


Während ich diesen Text schreibe, wird meine Nachbarschaft evakuiert. Gestern Nachmittag wurde auf einer Straßenbaustelle in der Nähe der Nossener Brücke (Kreuzung Zwickauer Straße / Glauchauer Straße) eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Sie soll heute entschärft werden. Würde ich nur 50 Meter weiter in Richtung Stadtzentrum wohnen, müsste ich mir für die nächsten Stunden ebenfalls eine Unterkunft suchen.

In einer Eilmeldung des MDR las ich vom Bombenfund. Normalerweise überfliege ich solche Nachrichten auf meinem Smartphone nur kurz. Bombenfunde aus dem Zweiten Weltkrieg sind in Dresden auch 78 Jahre nach Kriegsende nichts Ungewöhnliches. Vom 13. bis 15. Februar 1945 bombardierten mehr als 1.300 Flugzeuge in vier aufeinander folgenden Angriffen Dresden. Dabei fielen über 200.000 Sprengbomben und 650.000 Brandbomben auf die Stadt. Einige davon sind nicht explodiert, so dass ein Schatten dieser Zeit bis in die Gegenwart reicht.

Über die Gründe der Bombardierung sollten sich nicht nur die Montagsspaziergänger, sondern auch die Putin-Versteher Gedanken machen. Aber das ist ein anderes Thema.

Mein Stadtteil und mein Innenhof

Ein Wort in der Nachricht ließ mich aufhorchen: Plauen. Mein Stadtteil und so begann ich mich intensiv mit der Meldung zu beschäftigen. Zumal ich zweimal am Tag an der Fundstelle vorbeikomme. Wenn ich fahre, egal ob mit dem Bus oder mit dem Auto, passiere ich die Stelle in etwa hundert Metern Entfernung und wenn ich laufe, dann direkt.

Ich weiß nicht, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Bombe im Boden „hochgeht“. Aber Dresden hatte in den letzten Jahrzehnten wohl sehr viel Glück, dass das nicht passiert ist und ich auch. Vielleicht erklärt das auch, warum ich nicht im Lotto gewinne, weil mein Glück schon so aufgebraucht ist.

Im Innenhof meiner Stadtwohnung stößt man übrigens schon nach etwas mehr als einem Spatenstich auf den Schutt der damals zerbombten Häuser. Ich mag gar nicht daran denken, was dort alles „schlummern“ könnte.


Kommentare

Trolli Schmittlauch 🦥 • Samstag, 15. April 2023 (kommentiert via Mastodon)

Die Ecke Löbtau/ Plauen/ Friedrichstadt hat es in den letzten Jahren echt häufig getroffen, was Bombenfunde mit Evakuierung angeht.

Danny • Samstag, 15. April 2023 (kommentiert via Mastodon)

Das stimmt. Ob hier besonders viele Bomben nicht explodiert sind?

Michael • Samstag, 15. April 2023 (kommentiert via Mastodon)

Ich glaube nicht, dass es in einer Gegend besonders viele Blindgänger gab. Es gibt aber halt Gegenden, die stärker zugepflastert wurden als andere und wo ggf. auch mehr gebaut wird als woanders. Hamburg ist da nicht anders.

Trolli Schmittlauch 🦥 • Samstag, 15. April 2023 (kommentiert via Mastodon)

Dazu kommt, dass Blindgänger in Städten vor allem bei Bauarbeiten in bisher kaum bebauten bzw. noch nicht so tief umgegrabenen Gebieten entdeckt werden. Und da sind manche Stadtteile eben bereits stärker umgegraben worden, andere haben noch mehr Brachen/ Bahn-/Industriegelände.


Milchgeldkassierer • Samstag, 15. April 2023

Liegt wohl vielleicht eher daran, dass es in diesen Stadtgebieten sehr viele Baustellen (Neubauten) gibt und damit die Chancen steigen, einen Blindgänger zu finden.


Cornelia • Samstag, 15. April 2023 (kommentiert via Facebook)

Habe an Dich gedacht. War heute in Dresden (andere Seite kurz außerhalb der Evakuierungszone). Warn-App hat sich gemeldet.

Danny • Samstag, 15. April 2023 (kommentiert via Facebook)

Hab‘ alles gut überstanden.


Hans-Georg • Sonntag, 16. April 2023

Die kleine Stadt an der Elbe war auch ein „beliebtes“ Ziel für Bombenabwürfe, standen hier doch einst Munitions- und Waffenfabriken. In den letzten Jahren entstanden hier viele neue Wohnungen. Vor 2 Jahren lagen wir nur 25 Meter ausserhalb der Sperrzone bei einer Bombenentschärfung. Ein weiteres Neubaugebiet wird gerade erschlossen. Wenn da ein Blindgänger gefunden werden sollte, müssten wir hier raus.