Musik und Tanz und die Felsen der Sächsischen Schweiz

Mit einer deutschsprachigen Version hatte ich gar nicht gerechnet. Dass die „West Side Story“ zumindest ein kleines Highlight im Kultursommer ’22 wird, damit schon. Die Gänsehautmomente auf der Felsenbühne Rathen waren heute Abend jedoch eine Überraschung.

Ich hoffe sehr, dass es unserer Gesellschaft immer wichtig sein wird, Kultur mit Steuermitteln zu finanzieren. Es muss Allen zumindest möglich sein, einen Kurzurlaub vom Alltag zu nehmen. Mir würde sonst Vieles fehlen und insgesamt empfände ich unser Land als ärmer.

Meinen ersten, aber nur kleinen Gänsehautmoment hatte ich, als Tony Maria trifft. Das zeitlupenhafte Spiel auf der Bühne ließ die neue Liebe im Talkessel zwischen den Felsen „Kleine Gans“ und „Großer Wehlturm“ fühlbar werden.

Es folgt die bekannte Story über Liebe und Feindschaft in den Hinterhöfen der West Side. Die Landesbühnen Sachsen inszenieren diese gekonnt mit farbenfrohen Kleidern für die Damen und coolen Klamotten für die Boys. In einer recht einfachen, aber doch passenden Kulisse wird begeistert gesungen, getanzt und sich geprügelt. Leider sind Liedtexte dabei manchmal nur schlecht zu verstehen.

„Wir alle haben Tony getötet“

Tony wird von Chino erschossen. Auf der Bühne stand alles still. Im Zuschauerraum war alles still. Maria trauert neben der Leiche Tonys sitzend. Hass und Gewalt haben ihren unerbittlichen Höhepunkt gefunden. Nichts ist mehr möglich. Als klagend „Irgendwo gibt es einen Platz für uns“ (Somewhere – There’s a Place for Us) ertönt, wurden meine Gedanken in die Gegenwart zurückgeholt.

Wird Liebe irgendwann wirklich stärker als Hass und Gewalt sein?!

Übrigens…

Leonard Bernstein wollte seit 1949 eine moderne Version von Romeo und Julia auf die Bühne bringen. Aber erst 1957 war es so weit. Die Urfassung trug den Namen East Side Story.