Sonnabend, 5. März 2022 (10. Kriegstag)
Es ist nicht nur ein Feldzug Russlands in der Ukraine, sondern auch ein Krieg zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher wohl nicht sein könnten. Vielleicht ist es sogar auch ein Krieg der Alten (und ihrer Weltansichten) gegen die Jungen, die aufbegehren und die Welt auf ihre Weise gestalten wollen.
Wären wir in einem alten Bond-Film aus den 60er Jahren, Putin wäre der perfekte Kandidat für die Rolle des KGB-Chefs, der er ja auch einmal war. Hinter seinem viel zu großen und mit Technik vollgestellten Schreibtisch und vor weiteren Insignien der Macht sitzt er einsam. Seine Berater weit weg. Er ist der Chef im Rudel und wie jeder Alpha-Wolf muss er darauf achten, dass er nicht verbissen wird.


Weil nicht sein kann, was nicht sein darf
Wahrscheinlich haben ihm auch die ständigen Veröffentlichungen seiner Kriegspläne durch westliche Geheimdienste zugesetzt. Er kann niemanden in seinem Umfeld mehr vertrauen. Jeder kann der Verräter sein, der ihm die Hoheit über die Erzählungen genommen hat. Wenn er dies denn überhaupt erkennen will.
In den letzten Tagen der DDR wurde der Bevölkerung bewusst, wie wenig die Staats- und Partei-Führung tatsächlich über die Situation im Lande Bescheid wusste. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wurden die Berichte nach oben geschönt. Damals war Ostdeutschland eine blühende Landschaft auf dem Papier. Wer weiß, was auf diesem im Kreml steht.
Es war üblich, die Welt in Gut und Böse einzuteilen. Das war übersichtlich und benötigte nur wenige Graustufen. Jeder hatte seinen Herrschaftsbereich. In diese Zeit will Herr Putin zurück. Eigene Ideen in den Wettbewerb einer freien Wahl zu stellen, ist nicht so sein Ding. Er ist der starke Mann, der allein es richten kann.
Putin vs. Selenskyj
Okay, mit dieser Ansicht ist er nicht allein. Wahrscheinlich liegt dies im Politikerblut und auch in dem der Jungen, die gerade aufbegehren, um die Welt auf ihre Weise gestalten zu wollen und natürlich auch in dem von Wolodymyr Selenskyj.


Doch dieser spielt die aktuelle politische Klaviatur perfekt. Er ist nicht nur ein Macher, sondern dabei so unglaublich greifbar. Omnipotent in den Medien gewinnt er diese Schlacht. Noch nie schwamm der Angegriffene auf einer so großen Welle der Sympathie, wie der Schauspieler, Rechtsanwalt und Neu-Politiker. Herr Selenskyj nutzt seine Mittel perfekt und Putin hat dem nichts entgegenzusetzen, außer der Hirnwäsche seiner Staatsmedien und aus der finden immer mehr Menschen den Weg raus.
Auf diese Russen müssen wir setzen und diesen dann in der – hoffentlich nicht allzu fernen – Zeit nach Putin auf Augenhöhe begegnen.
Bildquelle: dpa, ntv und Reuters