Mount Doom und der renitente Rentner

Ich bin mit den Gefährten unterwegs zum Mount Doom. Die Reise kommt unerwartet. Ich war schon in der Mittagszeit meinen kontaktverbots- und ausgehbeschränkungskonformen Spaziergang machen. Dabei fiel mir ein, dass ich lange nicht in Mittelerde war. Im Innenhof hat sich auch eine Schicksalsgemeinschaft versammelt. Fein nach Familien getrennt stehen sie, den Mindestabstand, halten in der Sonne.

Während wir gegen die Nazgûl kämpfen, höre ich ein lautes Geschrei. Wobei Schreien übertrieben ist. Es ist eher ein empörtes Krächzen und es macht mich neugierig. „… es ist verboten sich zu treffen. Ich rufe die Polizei, wenn ihr nicht reingeht.“

Die Reaktionen darauf, kann ich nicht verstehen, aber ich erkenne, wer da die sonntägliche Ruhe stört. Der Opernliebhaber aus dem Nachbarhaus. Besonders gern hört diese im Sommer bei offenem Fenster nach 22 Uhr. Nicht nur einmal war seinetwegen das Ordnungsamt da.

Mein Balkonkurzbesuch hat in mir die Lust auf mehr Sonne geweckt. Ich mache mir deshalb einen Kaffee und setze mich für ein Päuschen vom Ringträger an die frische Luft. Im Innenhof ist es wieder ruhig. Lieses Gerede ist hören. Gelegentlich ertönt ein Lachen. Der renitente Rentner hatte sich beruhigt. Doch diese Einschätzung trügt. Er holt zum infernalen Gegenschlag aus.

Gemeinsam mit drei Polizisten betritt er seine große Bühne. Laut hält er nochmals einen Vortrag. Auf den Balkonen und an den Fenstern der umliegenden Häuser werden es immer mehr Zuschauer. Ich glaube da genießt jemand und da ist jemanden der Einsatz peinlich.

Nachdem die Beamten kurz mit den Familien nichthörbar geredet haben, drängen sie den Blockwart dezent aber bestimmt in seinen Hauseingang. Dort wird es wieder laut. Die Sonnengenießer verlassen derweil kopfschüttelnd den Innenhof.