Artikel 5 • Montag, 26. Oktober 2020
Liebe Leser, stellen Sie sich mal vor, dass Sie nicht nur Ihr größter Fan sind, sondern sich auch für Gottes Geschenk an das Wahlvolk halten. In wenigen Tagen sollte endlich Ihr Krönungsparteitag stattfinden und nun wird dieser schon wieder verschoben? Wären Sie trotzig? Wären Sie vielleicht sogar mit Recht trotzig?
Dass ich von Herrn Merz‘ politischen Ambitionen nicht viel halte, macht wohl schon mein Eröffnungsstatement klar. Seit Oktober 2009 ist er nicht mehr in der CDU aktiv. Vielleicht bin ich etwas altmodisch, aber ich als Wähler möchte schon erstmal sehen, was ein Politiker so draufhat, bevor er nach einem der höchsten Ämter im Staate greift. Vielleicht mag er als Wirtschaftsanwalt und Vermögensverwalter sehr erfolgreich sein. Für das Regieren eines Landes brauchts aber mehr als Managementfähigkeiten. Herrn Merz siehe ich absolut nicht in der Rolle eines ehrlichen Mittlers, der den Versuch unternimmt, „alle ins Boot zu holen“.
Wer ist der Politiker Friedrich Merz?
Vielleicht täusche ich mich da auch, aber die Möglichkeit mir eine Meinung über den Politiker Friedrich Merz zu bilden, hatte ich die letzten elf Jahre nun mal nicht. Im Moment siehe ich da immer nur einen Machtverliebten, der rumtrotzt, wenn er nicht bekommt, was er will. 2009 zog er sich – von Angela Merkel kaltgestellt – aus dem Bundestag zurück und 2020 treibt es ihn nun also zu TV-Interviews.
Ich glaube, dass Herr Merz mit seiner Behauptung Recht hat. Der CDU-Parteitag wurde sicher nicht nur wegen der Corona-Pandemie verschoben. Im Moment ziehen seine politischen Kontrahenten alle Stricke, um seine Wahl zu verhindern. Aber ganz ehrlich, würde er diese Möglichkeiten nicht auch nutzen, wenn er sie hätte. Diese rhetorische Frage muss niemand beantworten, aber jeder sollte mal über die merz’sche Wortwahl nachdenken. „Das Establishment versucht mich zu verhindern“.
Das ist schlicht Populismus. Gerade in unserer Zeit braucht unser Land Anführer, die erklären; Anführer die einen und Anführer die Visionen entwickeln. Nicht noch einen missverstanden Alternativen, der sich als Kämpfer gegen die (imaginäre) Obrigkeit stilisiert, obwohl er genau weiß, was politisches Strippen ziehen bedeutet.
Mich stößt so einen Verhalten ab.