Eine einzigartige Verpackung, einhundertneunzig inhaltsgestreckte Handlungsminuten und die irritierende Rassismusdiskussion über die Rückkehr nach Pandora

Ich sehe dich.

Die Rückkehr nach Pandora kommt in einer einzigartigen Verpackung in die Kinos und genau hier sollte „Avatar: The Way of Water“ wegen der unglaublichen 3-D-Effekte gesehen werden. Leider schafft es meine Begeisterung nicht ganz in die Bewertung der Handlung. Die Story fühlt sich nämlich bekannt an und wurde auf über drei Stunden gestreckt. Das wäre nicht notwendig gewesen.

Achtung: Spoiler!

„Der Weg des Wassers“ hält sich an die Erzählweise von „Aufbruch nach Pandora“. Diesmal ist es nicht allein Jake Sully, der sich in einer neuen Welt zurechtfinden muss, sondern seine ganze Familie.

In den zehn Jahre, nachdem die Na’vi-Stämme die Himmelsmenschen vertrieben haben, haben Jake und Neytiri eine Familie gegründet. Ihre Kinder sind ihr Ältester Neteyam, sein Bruder Lo’ak und deren kleine Schwester Tuktirey. Sie haben außerdem den Menschenjungen Miles „Spider“ Socorro und die Na’vi-Teenagerin Kiri in ihre Gemeinschaft aufgenommen.

Eine bekannte Handlung

Die Rückkehr der Himmelsmenschen zwingt die Familie (nicht ganz logisch) zur Flucht. Die Sully-Sieben finden ein neues Zuhause beim Volk der Metkayina. Hier lernen sie – wie Babies – das Leben am und im Wasser. Nach vielen Szenen einer Existenz im Einklang mit der Natur von Pandora kommt der Krieg zurück auf den Exomond.

Das Drehbuch von James Cameron leitet die Szenen mit einer fundamentalen Gesellschaftskritik ein: Obwohl die (Himmels-) Menschen das Ökosystem von Pandora nur sehr begrenzt verstehen, werden die Rohstoffe ausgebeutet. Die Na’vi selber, sind frei nicht von Vorurteilen, was Fremde angeht, und vertrauen den Erfahrungen ihrer Kinder nur begrenzt.

Es folgt eine Privatfede zwischen Familie Sully und dem, als Na’vi neu erschaffenen Colonel Miles Quaritch. Am Ende gewinnt natürlich das Gute. Ob es aber nur eine gewonnene Schlacht war oder doch der ganze Krieg, werden erst die nächsten Teile von Avatar zeigen.

Titanic-Momente

„Avatar: The Way of Water“ teilt sein Schicksal mit einem anderen großen Erfolg von James Cameron. Wie schon bei „Titanic“ geht ein Schiff unter, es stirbt ein Held, der nicht hätte sterben müssen und, zwei Stunden hätten es auch getan. Für beide Filme brauchts eine Menge Sitzfleisch.

Bluefacing

Gegen Avatar gibt es eine Menge Vorwürfe wegen Rassismus. „The Way of Water“ sei eine „White Savior Story“, also eine Geschichte, in der nicht-weiße Menschen von weißen Menschen gerettet werden würden. Außerdem wurde kritisiert, dass für die Hauptcharaktere, die ebenfalls nicht weiß sind, weiße Schauspieler gecastet wurden.

Ich weiß nicht… Es gibt Momente, da frage mich, ob Krieg, Hunger und Elend doch noch zu weit von uns weg sind, um auf solche Gedanken zu einem Science-Fiction-Film zu kommen. Jake Sully zum Beispiel ist durch Eywa selbst Na’vi geworden und wie würden die Bewohner von Pandora wohl diese fremde Beurteilung ihrer Entscheidungen sehen? Vielleicht gar als eine Übergriffigkeit?

Das Wort „Bluefacing“ musste ich erstmal googlen. Bluefacing steht dabei angeblich in einer Reihe mit dem sogenannten „Blackfacing“. Ich kann mich aber nicht erinnern, jemals blaue Menschen gesehen zu haben, die die Rollen der Na’vi spielen könnten.

Verstehe ich die genannten Vorwürfe nicht, weil ich „weiß“ bin oder sind die Vorwürfe an den Haaren herbeigezogen, weil manche Aktivisten unter mangelnder Aufmerksamkeit leiden?

Ich habe heute ein Volk gesehen, dass zusammengehalten hat und so bestehen konnte. Die Parallelen zur Erdgeschichte sind wahrscheinlich gewollt und sollen sicher, wie auch die schon erwähnte Gesellschaftskritik, zum Nachdenken anregen. Aber immer gleich Rassismus rufen und die eigene Meinung zum Maßstab machen? Manchmal frage ich mich, ob es wirklich nur von Weißen ausgehenden Rassismus gibt, aber dies ist ein anderes Thema.

Übrigens…

Ich möchte noch kurz zur „Titanic“ zurückkehren. Der Film mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio als teilweise erfrierendes Liebespaar Rose DeWitt Bukater und Jack Dawson kommt im Februar 2023 zum 25jährigen Jubiläum nochmal ins Kino. Wenn das kein passendes Geschenk zum Valentinstag ist.


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