Donnerstag, 24. Februar 2022
Heute beginnt in der Ukraine der zweite Kriegsmonat. Noch immer sehe ich ungläubig die Nachrichten. Ich kann nicht verstehen, dass sich im 21. Jahrhundert einfach ein Despot das vermeintliche Recht des Stärkeren nehmen kann – mitten in Europa. Und dann ist da noch eine bange Frage: Wird es auch Krieg in Deutschland geben?
Unsere Politikerinnen und Politiker, allen voran Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock (die ihren Job meiner Meinung nach gut macht, trotz oder gerade weil sie von interessierten, vaterlandsverräterischen AfD-Kreisen auf ein kleines Sprachproblem reduziert werden soll) beantworten diese Frage unisono mit „nein“. Doch wer hätte gestern Abend vor vier Wochen geglaubt, dass Herr Putin seine Armeen tatsächlich in der Ukraine einmarschieren lässt und einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg beginnt!?
Die Ukrainerinnen und Ukrainer zeigen gerade heldenhaft (und dies ist ein Adjektiv, mit dem sehr sparsam umgehen muss), wie sehr sich der Kreml in seiner Beurteilung der Lage verschätzt hat. Den amerikanischen Geheimdiensten schien es da wohl gleich zu gehen. Beide rechneten mit einer Kapitulation Kiews binnen weniger Tage. Die Einen haben deshalb schon die Siegesfeier geplant und die Anderen lieber erstmal keine Waffen geliefert.
Ich finde den ukrainischen Widerstand beeindruckend. Hoffentlich gibt er Herrn Putin zu denken, wenn er nach Transnistrien in der Republik Moldau greift. Dort ist die Situation eine ähnliche. Sich selbst unterdrückt fühlende Russen haben sich für unabhängig erklärt und Moskau Militär-Basen eröffnen lassen. Russland scheint irgendwie das einzige Land zu sein, dass sich immer in der Verteidigungshaltung sieht, aber dabei stets größer wird.
Als nächstes also vielleicht Moldau, dann gibt es noch Russischstämmige im Baltikum… Wer hätte gestern vor einem Monat gedacht, dass es Krieg nur wenige Flugstunden von uns entfernt gibt!